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Entwicklungspolitische Bildungsarbeit losgelöst von Schulbuchtexten

In Zusammenarbeit mit der Projektstelle für Globales Lernen des internationalen Bereiches des bfz erlebten die Schülerinnen und Schüler der Altenpflegehilfe im Februar 2019 im Rahmen des Projektes „Blickwechsel – Flucht und Vorurteil“ eine Art von Unterricht, der losgelöst von Schulbuch und Medientexten einen Zugang zur Thematik der Integration ermöglichte.

 Seine Art an diesem Projekttag auf die Klasse zuzugehen ist unkompliziert, locker, ungezwungen und steht damit im Kontrast zu dem, was der der junge Mann mit dem aufgeschlossenem Wesen vor vier Jahren während seiner Flucht aus Syrien erlebt hat. Okba Kerdiea ist im Rahmen des Projektes „GLOBALES LERNEN FAIR bindet“ seit 2016 für das bfz in Hof tätig. Er und sein Kollege Saad Saad bringen Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften und Seminarleitern verschiedene Facetten dieser entwicklungspolitischen Bildungsarbeit durch die Begegnung mit der persönlichen Fluchtgeschichte näher.

Keine unpersönlichen Lehrbuchtexte, keine Berichte aus den Medien – rein das persönliche Erleben steht an diesem Tag im Vordergrund. Vorsichtig und dennoch neugierig, aufgeschlossen und zugleich betroffen lernen die Schülerinnen und Schüler die Biografie des 30-Jähringen kennen. Abstrakte Zusammenhänge werden zunehmend auf eine Ebene des Begreifens gehoben. In handlungsorientieren Einheiten setzen sich die Schülerinnen und Schüler mit den weltweiten Fluchtursachen auseinander, lassen sich durch ein wohl überlegtes didaktisch-methodisch Vorgehen auf einen Perspektivwechsel ein, der es vermag, mögliche Vorurteile abzubauen und sich auch mit eventuellen Ängsten auseinanderzusetzen. Doch neben vielen Fragen ist der Raum an diesem Tag auch immer wieder von Lachen und Schmunzeln über die Geschichten erfüllt, die Okba Kerdiea über seine erste Zeit in Deutschland zu erzählen weiß. Was ihn mit der Klasse verbindet ist vor allem auch das Interesse für einen Tätigkeit im Bereich der Altenpflege. Integration bedeutete für den jungen Mann in den ersten Monaten seiner Zeit in Deutschland unter anderem, einer ehrenamtlichen Tätigkeit nachzugehen, Gutes zu tun und das Gefühl zu haben, gebraucht zu werden. Genau diese Erfüllung fand er im Bundesfreiwilligendienst in einer stationären Einrichtung für Senioren.

Still wird es in der Klasse, als Okba Kerdiea über die Möglichkeiten der Bildtelefonie Kontakt zu einem jungen Mann aufnimmt, der seit vier Jahren mit seiner sechsköpfigen Familie in einer Lager für Flüchtlinge im Libanon lebt. Dieser gibt den Schülerinnen und Schülern einen Einblick in das Leben vor Ort, begegnet den zahlreichen Fragen mit großer Offenheit und vermittelt einen Eindruck davon, warum es in unserer heutigen Gesellschaft unabdingbar ist, dem Thema des Globalen Lernens mit Blick auf Zusammenhänge und ein verantwortungsvolles Handeln einen besonderen Stellenwert einzuräumen.

Es ist weit mehr als nur die Erfüllung des Lehrplanes für Sozialkunde – es ist das Aufstoßen von Türen, eine Einladung hindurchzugehen, Kulturen kennenzulernen, diese mit den eigenen Werten, Wünschen und beruflichen Vorstellungen zu verknüpfen und dabei vor allem auch den eigenen Blickwinkel zu erweitern. Man ist aufgefordert Fragen zu stellen um Antworten und Denkanstöße zu erhalten, die nur im Miteinander zu einem nachhaltigen Lernen beitragen können.       

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